Am Sonntag, den 15. Juli 1923 kam es, verursacht durch einen Blitzeinschlag und Funkenflug am Schöfnerberg, zu einem großen Waldbrand in Pfons und Navis, bei dem innerhalb von wenigen Stunden große Waldteile, ein Bauernhaus (Boar) und eine Almhütte vernichtet wurden.
Der Tiroler Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom Donnerstag, den 19. Juli 1923 mit einer dramatisch klingenden Schilderung. Der Artikel liest sich wie ein kleiner Krimi:
Aus Stadt und Land:
Ein Schreckenssonntag im Navistal.
Eine Waldbrandkatastrophe von einer in unserer Gegend nie dagewesenen Ausdehnung hat den Gemeinden Pfons und Navis schweren Schaden gebracht; es stand nahe daran, daß das ausgedehnte Navistal trotz seiner zerstreuten Höfe vom furchtbaren Elemente in ein weites Ruinengebiet verwandelt worden wäre.
Am Sonntag, ungefähr um 1 Uhr nachmittags zündete ein Blitzstrahl im sogenannten Burgstallwald am Pfonserbach in etwa 1600 Meter Höhe. Zunächst brannte der schöne Hochwald in der Richtung gegen das Navisertal rasch nieder und in der Zeit von kaum 2 Stunden hatte sich die Lohe schon nach aufwärts bis zum Jßlsboden über 1800 Meter durchgefressen und wandte sich nun über den Bergrücken auf die Naviser Seite hinüber. Etwa um 4 Uhr war es den von allen Seiten herbeigeeilenden Mannschaften gelungen, dem Feuer, das bis dahin in der Länge eine Strecke von gut 4 Kilometer zurückgelegt hatte, Einhalt zu tun.
Hunderte von Leuten lagerten in Gruppen am Rande des abgebrannten Waldgebietes, als um halb 6 Uhr plötzlich ein rasender Sturmwind einsetzte und im Augenblick ein neues Flammenmeer anfachte. Die Versuche, dem Feuersturm zu trotzen, mußten sofort aufgegeben werden, denn mit unheimlicher Schnelligkeit trieb der Wind das Flammenmeer durch den ausgedörrten, mit dürren Unterholz und Baummoos reich besetzten Wald hinab, den Bergwiesen, Feldern und Gehöften zu.
Der vielstimmige Ruf: „Lauft!“, „Rettet euch!“, „Zu den Häusern!“ drang durch das entsetzliche Rauschen und Prasseln der Flammen. In wilder Hetzjagd lief alles zu Tal. Hinter ihnen, neben und oft schon vor ihnen das gefräßige Element! Flinke Burschen und rüstige Männer, von Jugend aus gewohnt, an den steilen Hängen sich zu bewegen, mußten, an einer ungünstigen Stelle überrascht, all ihre Kraft aufbieten, um den Flammenring zu durchbrechen, die vom Sturmwind gepeitschte Glut war schneller als sie.
Manch einer erklärte, er hätte beim Rückzug in Galizien nicht so laufen müssen wie diesmal. Von fast 2000 Meter Höhe stürmten sie, manchmal durch fast undurchdringlichen Wald zutal. Viele waren in die Bergwiesen geflüchtet, und konnten so rascher dem Aergsten entrinnen. Zum Glück ist keiner gefährlich gestürzt— er wäre unrettbar verloren gewesen.
Durch eine halbe Stunde war das ganze Tal in größter Gefahr, denn es schien für das vom Wind gepeitschte Element keine Schranke mehr zu geben. Ununterbrochen wälzten sich braunrote Rauch- und Glutschwaden ins Tal hernieder, für die Talleute ein Bild zum Verzweifeln.
Quer durch das ganze Tal bis zur Jochhöhe stand eine feurige Rauchwand. Zugleich mit den herabstürmenden Leuten war die Glut in die Nähe der obersten Höfe gekommen. Das unbewohnte Bauernhaus beim „Boar“ stand gleich in hellen Flammen, die verzweifelten Bemühungen, es zu retten, waren vergebens. Am sogenannten „Büchel“ außerhalb der Wegscheide am Fahrweg, war das Feuer beim „Biener“ schon durch das Dach gebrannt und auf den Heustock gekommen, als ein daherstürmender Bursche gerade noch zurecht kam, den Brand zu ersticken. Wenig oberhalb brannte es schon im Feld. Das war Flugfeuer gewesen und alles schien verloren, wenn die ganze Feuerfront bis zu den Höfen Vordringen würde. Es handelte sich nur mehr um Minuten!
In diesen Augenblicken größter Gefahr setzte um 6 Uhr zum unschätzbaren Glück auf einmal der Wind aus und ein rasch niedergehender Regen tat ein Uebriges, um das Feuer wenigstens in der gefährlichsten Richtung zum Stehen zu bringen. Namenloses Unheil wurde damit vom Tale abgewendet und die Leute, noch wie starr vor Entsetzen, erkannten in dieser plötzlichen Wendung eine besondere Hilfe von oben.
Ohne diese glückliche Wendung hätten wohl auch die verzweifelten Anstrengungen der um ihre Häuser kämpfenden Talbewohner kaum mehr etwas genützt.
Gegen Abend kam von Innsbruck eine Kompanie Reichswehr und bezog an der Stätte des Waldbrandes zugleich mit Gendarmen von Matrei und Einheimischen die Feuerwache. Die braven Leute arbeiteten unter großen Strapazen überaus wacker. Die Feuerwehr von Matrei, welche durch ihr rasches Eingreifen im Frühsommer beim Brand in Steinach eine Katastrophe verhütet hatte, war mit Altbürgermeister Steiner und Doktor Steiner schon beim Waldbrand auf der Pfonser Seite zur Stelle gewesen und erschien nun, aufs neue alarmiert, mit großer Raschheit in der gefährdeten Zone in Navis.
Umsichtig hat auch der Bürgermeister und der Gemeindeausschuß des Tales an diesem und am folgenden Tage alles organisiert.
Für den folgenden Tag wurde die gesamte männliche Bevölkerung des Tales aufgeboten, um die zahlreich im Walde zerstreuten Feuerherde unschädlich zu machen. Da die Windstille anhielt, ist vorläufig die nächste Gefahr abgewendet. Die wackere Reichswehrmannschaft wurde schon am frühen Vormittag durch die Gemeinde in einer Höhe von 1800 Metern mit Kaffee, Brot, Butter und Käse beteilt.
Den ganzen Tag hindurch strömten hilfsbereite Leute aus der weiteren Umgebung, sogar von Matreiwald, Gedeir und Schönberg, der Brandstätte zu.
Ist auch das Aergste abgewendet, so bleibt der Schaden für heuer und für eine weite Zukunft doch ein sehr großer.
Neben einer Fläche stehenden Waldes von über 5 Kilometer Länge und stellenweise über 2 Kilometer Breite wurden auch bedeutende Mengen frisch geschlägerten Holzes vom Brande ergriffen. Wertvolle Heimweidegebiete sind für nächste Zeit unbrauchbar geworden. Eine größere Almhütte, das sogenannte „Fischerkemmerl“, und ein Stadl sind abgebrannt. Der Schaden an vernichteten Holzbeständen und zerstörtem Waldwuchs ist derzeit noch gar nicht abzuschätzen.
Allen, die ihre Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt, gebührt herzlicher Dank, besonders aber Gottes gütiger Vorsehung, die das stille, schöne Tal vor vernichtendem Unheilbewahrt hat.
[Tiroler Anzeiger, Donnerstag, 19. Juli 1923, Seite 4; Nr. 162 / 16. Jahrgang – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek]
Im Juni 2024 unternahmen Kdt. a.D. Toni Plank und unser FW-Kamerad und Ortschronist Raimund Scheiter einen Lokalaugenschein im Schöfner Berg. Von unterschiedlichen Personen wurde ein Platz und bestimmter Baum über Generationen in Erzählungen überliefert. Der Baum von dem 1923 der Brand ausging stand über viele Jahrzente noch dort. Vor kurzem ist er umgefallen.
Die Innsbrucker Nachrichten berichten bereits am Montag, 16. Juli 1923: über „Waldbrände“ in Pfons und Scharnitz:
Waldbrände. Gestern um 4 Uhr nachmittags entstand durch Blitzschlag am Mislkopf bei Matrei am Eingang des Navistales ein Waldbrand, der trotz des leichten Regens in kurzer Zeit eine Waldfläche von etwa einem Quadratkilometer in ein weithin leuchtendes Flammenmeer hüllte. Erst ein nach 6 Uhr einsetzender starker Gewitterregen vermochte das verheerende Element teilweise zu unterdrücken. Die Reichswehr wurde zur Löschung des Feuers von Innsbruck nach Matrei beordert. Geschädigt sind die Fraktionen Pfons, Schöffens, und St. Kathrein. Der Schaden ist noch nicht abschätzbar. Noch um 7 Uhr abends wütete der Brand weiter und über dem ausgedehnten Feuerherd konnte man vom Stubaital aus um diese Zeit noch eine starke Rauchentwicklung beobachten.
[Die Innsbrucker Nachrichten, Montag, 16. Juli 1923, Seite 4; Nr. 159 / 70. Jahrgang – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek]
Am Dienstag, 17. Juli 1923 berichtete der Tiroler Anzeiger etwas ausführlicher:
Großer Waldbrand bei Navis. Sonntag um die Mittagsstunde schlug der Blitz in Schöfens bei Matrei in einen Baum, woraus infolge der großen Dürre ein gewaltiger Waldbrand entstand. Manche Feuersäulen fuhren fast 100 Meter hoch in die Luft und das Tal von Navis war in dicke Rauchwolken gehüllt. Bis gegen Abend war der Brand, der in diesem geschlossenen Wald großen Nährstoff fand, noch nicht gelöscht und hatte schon eine kolossale Ausdehnung gewonnen, schätzungsweise sechs Quadratkilometer. Gegen Abend waren sogar die Häuser am Waldrand gefährdet. Erst nach 6 Uhr einsetzender starker Gewitterregen vermochte das verheernde Element teilweise zu unterdrücken. Die Reichswehr wurde zur Löschung des Feuers von Innsbruck nach Matrei beordert. Geschädigt sind die Fraktionen Pfons, Schöffens und St. Kathrein.Gestern um 4 Uhr nachmittags entstand durch Blitzschlag am Mislkopf bei Matrei am Eingang des Navistales ein Waldbrand, der trotz des leichten Regens in kurzer Zeit eine Waldfläche von etwa einem Quadratkilometer in ein weithin leuchtendes Flammenmeer hüllte. Erst ein nach 6 Uhr einsetzender starker Gewitterregen vermochte das verheerende Element teilweise zu unterdrücken. Die Reichswehr wurde zur Löschung des Feuers von Innsbruck nach Matrei beordert. Geschädigt sind die Fraktionen Pfons, Schöffens, und St. Kathrein. Der Schaden ist noch nicht abschätzbar. Noch um 7 Uhr abends wütete der Brand weiter und über dem ausgedehnten Feuerherd konnte man vom Stubaital aus um diese Zeit noch eine starke Rauchentwicklung beobachten.
[Tiroler Anzeiger, Dienstag, 17. Juli 1923, Seite 4; Nr. 160 / 16. Jahrgang – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek]
Die Innsbrucker Nachrichten berichten am 9. April 1924: von der „Gründung einer Freiw. Feuerwehr in Pfons.„
Auch in der Zeigung „Der Tag „in Wien berichte am Sonntag, 19. August 1924 : vom Assistenzeinsatz des Bundesheeres: „Unser Bundesheer als freiwillige Feuerwehr“
Im Gemeindewald von Pfons in Tirol schlug der Blitz ein. Es war an einem Sonntag, die Soldaten freuten sich auf den Ausgang. Da wurde aus Pfons ein gefährlicher Waldbrand avisiert. Sofort rückte eine Assistenzmannschaft nach der Brandstätte aus, die ein Weitergreifen der Flammen unter Todesverachtung und mit schwerster Arbeit verhütete.
[Der Tag, Sonntag, 19. August Seite 7; Nr. 261 / 11. Jahrgang – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek]
Im Zuge der nächsten Feuerwehrinspektion 1923 wurde die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr für das Frühjahr 1924 zwischen dem damaligen Bezirksfeuerwehrinspektor Eduard Hotter, dem Bürgermeister Erasmus Martin Weiss (Jedler) und mehreren Gemeinderäten vereinbart. Gemeinderat Johann Pittracher (Hudiz) war zu diesem Zeitpunkt bereits Kommandant der 20 Mann starken „Gemeindefeuerwehr“ und wurde auch erster Kommandant der mit 6. April 1924 formell gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Pfons.
Daher geht man heute davon aus, dass der Waldbrand 1923 wohl den letzten Anstoß zur Gründung der Feuerwehr Pfons gegeben hat.